UN setzt Auszahlung von Hilfsgeldern in mehreren afghanischen Provinzen wegen Arbeitsverbots für Frauen aus

Foto: amu.tv

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) hat in vier afghanischen Provinzen die Auszahlungszentren für Geldhilfe an zurückgekehrte Flüchtlinge vorübergehend geschlossen – aufgrund des von den Taliban* verhängten Arbeitsverbots für Frauen. Das berichtete Amu TV.

Seit dem 9. September sind die Zentren für die Verteilung humanitärer Zahlungen in Nangarhar, Kandahar, Kabul und Herat geschlossen. Nach Angaben einer Quelle der Publikation wurde die Entscheidung als Reaktion auf die auferlegten Beschränkungen getroffen, die es „dem UNHCR nicht erlauben, Frauen und Mädchen wie auch allen Rückkehrern Hilfe auf sichere, respektvolle und faire Weise zu leisten“.

Frauen, die aus Pakistan und Iran zurückgekehrt sind, könnten humanitäre Leistungen nur in Zusammenarbeit mit Mitarbeiterinnen der Organisation erhalten, was für die Einhaltung kultureller Normen wichtig sei, erklärte das UNHCR.

Die Organisation teilte mit, dass Gespräche mit Vertretern der Taliban* geführt würden, bislang jedoch keine Frist für die Wiederaufnahme der Arbeit der Zentren genannt werden könne. Gleichzeitig wurde betont, dass andere Arbeitsbereiche des UNHCR weitergeführt würden.

Nach Schätzungen der UNO sind im Jahr 2025 rund 23,7 Millionen Afghanen – mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Landes – auf humanitäre Hilfe angewiesen. In den vergangenen Monaten haben Pakistan und Iran Hunderttausende afghanische Migranten abgeschoben, was die Lage der verletzlichsten Bevölkerungsgruppen verschärft hat. Zudem wies das UNHCR darauf hin, dass Geldhilfen als eine der wirksamsten Unterstützungsformen in Afghanistan gelten und nur schwer zu ersetzen seien.

ℹ️ Bereits am 7. September hatten die Taliban Frauen den Zutritt zu UN-Büros in Kabul untersagt: Sicherheitskräfte ließen Mitarbeiterinnen und Besucherinnen nicht hinein, Frauen, die sich in den Büros aufhielten, mussten diese verlassen. Das Verbot wurde vom Ministerium für Förderung der Tugend und Verhinderung des Lasters auf Anordnung des obersten Taliban-Führers verhängt. Bereits nach der Machtübernahme der Bewegung 2021 war Frauen in vielen Provinzen der Besuch von UN-Büros untersagt worden. Im April 2023 mussten schließlich alle weiblichen UN-Mitarbeiter ihre Tätigkeit einstellen. Damals hatte die Organisation gewarnt, dass ohne die Beteiligung von Frauen keine humanitäre Hilfe geleistet werden könne.

*Die Organisation ist in einer Reihe von Ländern als terroristisch eingestuft und verboten.